Lesedauer 6 Minuten

Liebe Yogis! Im zweiten Teil dieser Reihe über den achtgliedrigen Pfad des Patanjali sehen wir uns das Thema Wahrhaftigkeit (Satya) an. Ich zeige dir heute ganz konkret, wie du Satya in deinem Leben verankerst und was du davon hast, wenn du dein Leben in Wahrhaftigkeit führst.

Patanjali

Im ersten Teil meiner Serie über Patanjali und den achtgliedrigen Pfad erfährst du, wer Patanjali war und wie du durch die Anwendung seiner Weisheiten dein Leben auf wunderbare Weise neu ausrichten kannst.

Yamas: Ahimsa bedeutet so viel wie Gewaltlosigkeit. Diese Gewaltlosigkeit adressiert sowohl dich als auch andere durch dich.

Definition von Satya

Bei der Recherche für diesen Artikel habe ich auf einigen Webseiten darüber gelesen, dass es bei Satya um Wahrheit geht. Wahrheit ist aber eigentlich nur das Gegenteil von „Du sollst nicht Lügen!“. Der Begriff Wahrheit geht davon aus, dass es zu jedem Thema genau „eine richtige Beschreibung oder Definition“ gibt. Alle, die diese Beschreibung für sich akzeptieren, folgen der Wahrheit – alle anderen nicht. Die Wahrheit ist eine Definition von Menschen zu einer Zeit.

Ich habe dir im Artikel „Adieu gut und schlecht“ schon gezeigt, dass sich viele Definitionen von etwas nicht allgemeingültig formulieren lassen. Die Vorstellung, dass eine Mehrheit von Menschen, die eine Definition befürworten, schon sehr nah an der Wahrheit dran sein müssen, ist zwar von der Idee her demokratisch, aber kein Beweis für die Wahrheit der Definition. Der Gedanke hinter Demokratie ist einfach, dass die Mehrheit festlegt, was sich für die Mehrheit richtig anfühlt. Das muss nicht mal für die Mehrheit zum Besten sein – geschweige denn die Wahrheit sein. Mit der Suche nach der Wahrheit beschäftigt sich die Philosophie schon seit Jahrtausenden! Guess why? Nimm dir vier Minuten Zeit und schau dir dieses kurze Video eines Interviews mit Prof. Dr. Paul Watzlawick aus dem Jahr 1997 zum Thema „Wahrheit und Wirklichkeit“ an.

Vielmehr geht es bei Satya also Wahrhaftigkeit erst mal darum, dass deine Gedanken möglichst rein, d.h. ohne große Anhaftungen sind. Anhaftungen erkennst du bei deinen Gedanken oft daran, dass sie in dir starke Emotionen erzeugen. Ich kann dir nur empfehlen, dass du dir Gedanken und vor allem Menschen, die in dir starke Emotionen auslösen, auf einem Zettel notierst und sie dir mit der buddhistischen Meditation mit Mitgefühl ansiehst. Entscheide dich dafür, anderen Menschen zu verzeihen und entlasse sie aus deiner Energie. Das wird in dir eine starke Befreiung auslösen.

Ängste und negative Emotionen beeinflussen und steuern unsere Sicht der Dinge. Je stärker noch deine Emotionen von alten Verletzungen sind, desto schwerer wird es für dich, wahrhaftige Gedanken zu haben und auch solche Entscheidungen zu treffen.

Ein Beispiel: Du triffst heute Nachmittag zufällig in der Stadt deine ehemalige Partnerin und ihr habt ein wunderbares Gespräch. Als dich deine aktuelle Partnerin am Abend fragt, wie dein Tag war, erzählst du ihr nicht von deiner Begegnung, weil du genau weißt, dass sie sonst wegen ihrer Eifersucht (alte unaufgelöste Verletzungen) an die Decke geht und die Woche gelaufen ist. Du verschweigst es aus „Rücksicht“, obwohl du damit den Pfad von Satya verlässt.

Mit der Zeit wirst du auf immer mehr Themen aufpassen und dein Leben sieht eines Tages so aus, als müsstest du dich durch ein Minenfeld bewegen. Überall lauern gefährliche Themen und Wörter, und dein Leben ist nicht mehr authentisch, weil du nicht mehr authentisch bist – aus „Rücksicht“ auf dich und deinen Partner.

Satya steht für Wahrhaftigkeit. Lebe ein Leben, in dem du immer in Wahrhaftigkeit zu dir und dann auch nach außen zu anderen Menschen führst.
Du musst nicht gefallen, sondern echt sein.

Du weißt, dass diese andauernde „Rücksichtnahme“ dich um deine Authentizität bringt. Du bist nicht mehr du, aber dafür sehr kompatibel. Und jetzt tausche in deinem Kopf mal die Rollen: Du bist der andere. Möchtest du, dass sich dein Partner, Freunde und Familie dir „zuliebe“ so anpassen, dass sie gar nicht mehr sie selbst sein können, weil du deine Themen nicht anschauen, nicht loslassen willst?

Bei Wahrhaftigkeit geht es gerade nicht darum, massenkompatibel zu werden, sondern dass du dich entdeckst, dass du so wie du wirklich bist, denkst und authentisch lebst (man könnte auch sagen, dass du die Hosen herunterlässt). Dann lebst du in Harmonie mit dir. Nur was in dir ist, kannst du im Außen finden. Wenn in dir noch ein Minenfeld liegt, dann wirst du in deinen Beziehungen auch Minenfelder erleben. Das ist kein Zufall! Achte mal ganz bewusst am Tag darauf, wie oft du dich über dich oder andere ärgerst. Mach dich mit dem Gedanken vertraut, dass das nur deine Gedanken sind – das liegt nicht am anderen. Der andere ist, wie er ist – du auch.

Satya steht für Wahrhaftigkeit. Lebe ein Leben, in dem du immer in Wahrhaftigkeit zu dir und dann auch nach außen zu anderen Menschen führst.

Satya im Innen und Außen

Leider sind wir viel zu oft damit beschäftigt, wie etwas, was wir denken und machen, bei anderen „rüberkommt“. Ich wurde in den 70ern und 80ern „sozialisiert“, d.h. etwas massenkompatibel gemacht. In dieser Zeit wurden wir gerade in der Schule darauf trainiert, dass jede Form von „anders denken und anders sein“ okay ist. Man brauchte sich darüber keine Gedanken zu machen, wenn man eine andere Meinung hatte. Das hielt die Gesellschaft (wenn auch nicht alle Lehrer, die ich kannte) damals gut aus, weil sie noch den Wahnsinn der „richtigen“ Meinung und Einstellung kannte und viele führenden Köpfe in der Politik wollten gerade keine Einheitsmeinung mehr und tolerierten Kritik (wenn auch nicht alle – ich erinnere mich an „den Button“).

Deswegen waren mein Denken und Handeln die meiste Zeit von Wahrhaftigkeit geprägt. Ich war aber auch noch jünger und kannte mich noch nicht so gut, wie heute. Das führte ganz selten dazu, dass mir nicht klar war, warum ich etwas nicht wollte, obwohl es sich doch ziemlich gut anfühlte. Wenn man sein eigenes Denken und Handeln nicht immer selbst versteht, ist es schwierig, es anderen zu erklären. Hier hilft nur, in sich zu gehen und mutig hinzusehen.

Nur wenn du Satya denkst, kannst du Satya handeln. Nur wenn du klar und offen im Außen wahrnimmst, weil du im Inneren aufgeräumt hast, kannst du wahrhaftige Gedanken entwickeln.

Wahrhaftigkeit durch Aufräumen

Je besser du dein Innen kennst und in dir aufgeräumt hast, desto leichter fällt es dir auch im Außen authentisch zu sein und nicht „rüberzukommen“. Wenn eine Person oder ein Thema in dir immer wieder Konflikte auslöst, dann ist es immer ein Zeichen, dass du hier noch keine Harmonie in dir hast. So lang wird dieses Thema auch bei dir wahrhaftiges Denken und Handeln blockieren.

Du bist vielleicht ein Scheidungskind und du hast selbst eine Riesenangst, dass deine Beziehung auch auseinandergeht (wie du es schon bei früheren Beziehungen erlebt hast).

Solang du nicht mit dem „Verursacher“ (gibt es denn einen echten Schuldigen, oder konnte derjenige vielleicht in dieser Beziehung nicht so leben, wie er wollte) der Scheidung deiner Eltern Frieden schließen kannst, wirst du nicht in der Lage sein, deine Beziehungen in Wahrhaftigkeit und authentisch zu leben, weil du immer Angst davor hast, dass es dir genauso geht. Du reißt dich zusammen, tust alles, vermeidest alles und verlierst aber Stück für Stück deine Wahrhaftigkeit – du bist nicht mehr du. Auch dein Partner merkt, dass du nicht mehr so bist, wie er dich kennen und lieben gelernt hat. Die Lösung ist immer selbst aufräumen, reden und vergeben.

Die Kraft der Vergebung kann man gar nicht genug für sich nutzen. Vielleicht kannst du mit dem Song „Ich vergebe mir“ von SEOM auch in dir die Tür deiner Zelle selbst öffnen und deine Kraft zurückholen. Nimm dir Zeit für den Text. Ich erkenne darin immer wieder, dass hier jemand eine tiefe Erkenntnis in sich gefunden hat, wofür er lange gebraucht hat.

Satya steht für Wahrhaftigkeit. Lebe ein Leben, in dem du immer in Wahrhaftigkeit zu dir und dann auch nach außen zu anderen Menschen führst.

Innere Harmonie durch Satya

Das Schönste, das dir Satya schenken wird, ist Harmonie. Harmonie ist keine Grabesruhe der heiklen Themen, über die niemand mehr mit dir spricht. Harmonie ist der Zustand, den du durch ein Leben in Satya, mit dir und anderen in dir spürst. Wenn du in dir Harmonie fühlst, dann kannst und wirst du auch gefühlvoll und wahrhaftig mit anderen Menschen sprechen.

Ein Leben in Satya ist aber keine Garantie, dass dich nicht vielleicht jemand falsch versteht, z.B. weil er ein Thema noch nicht in sich befriedet hat, und du einen wunden Punkt bei ihm triffst. Es kann sein, dass er dich dann nicht mehr so sehr mag, weil du ihn an den einen oder anderen Schmerz geführt hast. Das ist zwar schade, aber wenn du mit ihm in Wahrhaftigkeit und Loyalität gesprochen hast, dann kannst du in dir dennoch in Harmonie bleiben. Jeder muss seinen Stall selbst ausmisten. Eine gute Freundschaft wird das überdauern.

Unser Programm

Um Satya in dir zu stärken, ist nicht nur Bewusstsein und Klarheit, sondern auch ein gut funktionierendes Kehlchakra wichtig. Dein Kehlchakra sorgt dafür, dass du dich traust, authentisch, ehrlich und dennoch mit Gefühl zu sprechen, auch wenn die Themen schwierig sind, weil viele Emotionen im Spiel sind. Es ist eine wunderbare Übungsreihe mit einer herrlichen Wirkung!

Die Meditation passt wunderbar zum Thema, und du wirst hinterher deine Wahrhaftigkeit in einer neuen Form spüren.

Wenn du Fragen und Anregungen zum Text hier hast, kannst du gern unten einen Kommentar hinterlassen. Wenn dir der Text gefällt, freue ich mich, wenn du ihm unten 5-Sterne gibst. Das hilft anderen dabei, leichter die Inhalte zu finden, die dich und andere interessieren. Wenn dich das Thema interessiert und du deiner Seele, deinem Geist und deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, dann melde dich jetzt einfach spontan bei mir zur kostenlosen Probestunde an. Ich freu’ mich.

Liebe Grüße — SAT NAM,
Jürgen Raj Arjan Singh

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