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Liebe Yogis! Wieso meditieren wir eigentlich jede Yogastunde? Meditation stärkt die Verbindung zu deiner Seele und trainiert die Kontrolle deines Geistes, um Ruhe, Klarheit durch Bewusstsein in deine Gedanken zu bringen. Dies zusammen bringt Frieden und Liebe zu dir und zu allen und allem um dich herum. Du wirst fühlen, dass es keine Trennung zwischen dir und deiner Umwelt gibt – das ist eine Illusion unseres Egos.

Merkmale des Geistes

Der Geist denkt – nicht du!

Dein Geist ist ständig beschäftigt: vergleicht, bewertet, erinnert, nimmt Signale von außen und aus dem Körper auf und regelt Organe, Sinnesorgane, Haltung (Gleichgewicht, Fortbewegung, usw.), … . Es ist wie alle Supercomputer in deinem Kopf, deren Programme nur minimal bekannt sind und deren Daten nur teilweise bekannt sind. Was hörst, riechst, siehst, schmeckst du gerade, was überdenkst du aus der Vergangenheit und worauf in der Zukunft bereitest du bzw. dein Geist dich vor.

Das heißt dein Geist produziert Gedanken und Lösungswege auf Vorrat und das neben den Aufgaben, die du ihm bewusst gibst wie z.b. Lesen, Radfahren, Yogaübung machen, schlafen, wenn er dich lässt, weil er dich für morgen noch auf ein wichtiges Meeting vorbereiten muss, weil du in dem Themenbereich noch nicht ganz sicher bist.

Der Geist vergleich und bewertet. Um unsere Außenwelt nicht als ein allzu großes Chaos zu erleben, muss er unsere Umgebung einschätzen. Um das zu können bewertet er Menschen, Tiere und unsere Umwelt ständig z.B. die kleine Frau kenne ich aus der Entfernung nicht, aber es ist hell und viele sind unterwegs, kein Thema.

Oder: den großen Mann kenne ich aus der Entfernung nicht, in dieser Stadt bin ich total fremd, es ist dunkel, schlecht beleuchtet, niemand unterwegs. Wenn ich jetzt noch die Bilder aus einem Film von gestern im Kopf habe, fängt mein Gehirn auch gleich an Strategien zu entwickeln, wie man die ev. aufkommende Angst reduzieren kann. Eine Möglichkeit wäre: Ich gehe gleich zurück ins Auto, das 5 Meter hinter mir steht und fahre mit dem Wagen.

Durch das ständige Bewerten und Kategorisieren wird unsere Welt immer bekannter und wir „wissen“ bzw. haben ein Gefühl, womit wir es zu tun haben. Das schafft Entspannung und hält den Kopf für andere Sachen frei.

Buddhistischer Mönch meditiert unter einem grünen Baum an einem kleinen See. Er ist, wie ich finde, ein gutes Beispiel, wie schön Meditation in der Natur sein kann und dass man nichts dazu braucht.

Geist und Kontrolle

Da unser Geist ja nicht nur einfach ruhig vor sich „hindenkt“, sondern er den tollsten und wichtigsten Output gleich immer erzählt, ist bei vielen von uns auch ständig ziemlich was los. Der Geist hat aber keinen Lautstärkeregler, keine mute Taste, keine Tür, die man einfach zumacht und dann ist Ruhe!

Ein Unix’ler würde sagen: keine Shell (kein externer Zugriff), kein ps (was macht er gerade und wie viel Zeit verbrät er damit), kein kill (beende ein Programm bzw. einen Gedanken, der mich völlig blockiert), kein syslog (was hat er gemacht), kein reboot (kein einfacher Neuanfang möglich oder Restore an einen Zeitpunkt in der Vergangenheit), …

Das bedeutet, wenn wir Stück für Stück Kontrolle über unseren Geist bekommen möchten, müssen wir selbst den Geist dafür einsetzen, den Geist zu beobachten und ihn auszurichten. Dadurch ist es mit der Zeit möglich, den Geist immer besser „zu lenken“.

Geist und Minds

Im Kundalini Yoga gibt es das Modell der 10 Körper. Drei dieser Körper haben nach yogischem Verständnis direkten Einfluss, wie wir denken bzw. was am Ende da als Ergebnis herauskommt:

  1. Der negative Mind
  2. Der positive Mind
  3. Der neutrale Mind

Wenn diese drei Körper stark und ausgeglichen sind, werden unsere Gedanken auch ausgeglichen sein. Deswegen ist es gut, wenn du deine Gedanken immer wieder beobachtest, welche „Farbe“ oder „Charakter“ sie haben. Hast du sehr oft negative Gedanken? Das kann ein Indiz dafür sein, dass deine Minds nicht ausgeglichen sind. Dies können wir durch Yogaübungen wieder ausgleichen und du wirst merken, dass sich deine Gedanken positiv verändern.

Techniken zum Beobachten und Ausrichten

Auf Wikipedia findest du eine Liste mit 10 Techniken aus dem Buch „What Do Meditators Do When They Meditate? Proposing a Novel Basis for Future Meditation Research“1, das einige gute Ansätze gibt.

Meine persönliche Empfehlung sind folgende Techniken:

  1. Lege den Fokus deiner Konzentration auf die Fußsohlen und fühle ohne zu bewerten. Dehne den Fokus nach einiger Zeit auf weitere Körperregionen aus. Behalte aber alles im Fokus.
  2. Beobachte deinen Atem, wie er in und aus der Nase strömt
  3. Beobachte deinen Atem im gesamten Oberkörper
  4. Begleite deinen Atem mit einem Mantra, z.B. Sat (einatmen) und Nam (ausatmen). Du kannst aber auch andere Mantren verwenden, z.B. „Ich bin geliebt“ oder „Ich bin Teil dieser Schöpfung“.
  5. Richte deinen Geist mit einem Mantra und Musik aus, z.B. Humee Hum Brahm Hum von Kevin James oder mit der Version des gleichen Mantras von Mirabei Ceiba aus. Das Mantra bedeutet so viel wie „Wir sind wir – wir sind eins“, denn du BIST ein untrennbarer Teil dieser ganzen Schöpfung. Ich, du, wir sind eins! Gerade wenn dein Geist rege ist, hilft die Ausrichtung von Mantramusik und gesungenen Mantren leichter, ruhig zu werden.

Meditation: Tipp, wenn der Geist „plappert“

Wenn bei irgendeiner dieser Übungen Gedanken kommen, verurteile dich nicht. In vielen Büchern zu Meditation findet man den Tipp, sich nicht an Gedanken anzuhaften, die kommen. Ich persönlich finde es gerade am Anfang der Meditationspraxis gut, sich bei einem Gedanken wie z.B. „Du musst nachher aber noch den Müll herausstellen, weil morgen kommt die Müllabfuhr.“ sich in Gedanken z.B. mit einem „Danke. Schau ich mir später an. Servus!“ Zu bedanken und ein doppelt positives Feedback zu haben:

1. Ich ehre meinen Geist, dass er sich um mich kümmert – sag ihm aber, dass ich das später aufgreife und

2. ich bewerte mich nicht negativ, weil ich so einen „profanen“ Gedanken hab, wo ich doch gerade meditiere! Meiner Erfahrung nach werden die Gedanken mit dieser Technik weniger.

Bei dieser Gelegenheit: Meditieren bedeutet gerade am Anfang nicht nichts zu denken. Gerade weil so viel los ist, nutzt der Geist jede Möglichkeit in stillen Momenten seinen Output herauszulassen (weil sonst hört ihm ja keiner zu). Wir arbeiten, tippen am Smartphone, telefonieren, hören Musik, sehen fern und am besten so lange, bis wir todmüde ins Bett fallen. Unser Partner würde sagen: „Danke fürs Gespräch!“. Unserem Geist bringen wir aber viel zu wenig Aufmerksamkeit entgegen – da bekommt unser Körper oft noch mehr.

Körperhaltung

Die Körperhaltung beim Meditieren ist eigentlich nur deshalb wichtig, damit du Stabilität hast. Es gibt auch die Geh-Meditation, bei der quasi das Gehen selbst als Fokus für den Geist dient. Das haben wir erst vergangene Woche gemacht. 😉

Nachwort meines Geistes

Man kann über Meditation sehr viel schreiben. Die yogische Philosophie erklärt z.B. wie sich Gedanken Manifestieren: Bewusstsein, Naad Schwingung, Shiva/Shakti, Mayas (sog. 5 Beschränkungen), die 3 Gunas Tamas, Rajas, Sattvas, dann die Chittas mit Manas, Ahangkar, Buddhi, Mischung von Elementen und Gedanken und schließlich Manifestation.2 Darauf einen Yogi-Tee!

Ich persönlich finde es viel wichtiger, dass dir immer bewusst ist, dass deine Gedanken deine Welt erschaffen und nicht umgekehrt. Deine Gedanken manifestieren dich und deine Welt. Wenn du immer wieder schlecht von dir oder anderen denkst, wird nur eins passieren: Es wird sich gegen dich selbst richten. Es ist wie der Mensch, der mit dem Zeigefinger auf etwas deutet, während drei Finger auf ihn selbst zeigen.

Das schöne ist, dass wir diese wunderbaren uralten Techniken einsetzen können, um uns wieder mit der Schöpfung verbunden zu fühlen und Liebe in unserem Leben zu manifestieren. Du darfst lernen, einfach ruhig dazusitzen und dir selbst zuzuhören – das wünschen wir uns doch auch so oft von anderen. 😉

Du musst NICHTS können und NICHTS Spezielles dafür haben: keine speziellen Meditation-Pants oder ein neues Yogi-Medi-Top haben, denn du hast bereits alles.

Wenn dich dieser Beitrag anspricht, du ausprobieren willst, wie positiv sich Kundalini Yoga auf deinen Körper, Geist und Seele auswirkt, dann melde dich einfach bei mir. Trust yourself!

Ich freu’ mich auf dich.

Liebe Grüße und SAT NAM,
Jürgen Raj Arjan Singh

  1. https://link.springer.com/article/10.1007/s12671-021-01641-5 ↩︎
  2. Zusammenfassung aus “The Aquarian Teacher, Internationale Kundalini Yoga LehrerInnen Ausbildung” S. 165 ↩︎

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