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Liebe Yogis! Am 20.6.24 war der astronomische Sommeranfang. Der ideale Zeitpunkt für dich, um mit der yogischen Dusche mit Kaltwasser, Ishnaan genannt, zu starten. Ich praktiziere das, mit kleinen Unterbrechungen, seit meine erste Kundalini Yogalehrerin davon im Unterricht erzählte und ich liebe es!

Was ist Ishnaan

Seit die Römer die Badekultur in unsere Regionen brachten, ist Baden im warmen Wasser sehr beliebt. Und auch wenn die mittelalterlichen Badehäuser und Thermen vom Komfort daran nicht mehr anschließen konnten, verbinden wir doch alle Baden in warmem Wasser mit Entspannung und Genießen eines angenehmen Körpergefühls. Im Mittelalter trafen sich die Menschen in Badehäusern beim Bader, saßen gemeinsam in großen Holzzubern im warmen Wasser und genossen die Gesellschaft. Sie ratschten, aßen und scherzten zusammen. Das war nicht überall gern gesehen und „die Sitten“ änderten sich auch immer mal wieder. Bis zur „Erfindung“ der Freikörperkultur in Deutschland im 19. Jhd. war es jedoch noch ein langer Weg.

Als Kinder sind wir oft so lange im Wasser am pritscheln, bis uns die Mama ruft und sagt: „Du hast ja ganz blauen Lippen.“ Irgendwann friert man auch im warmen Italien in der warmen Adria. Wasser entzieht unserem Körper Wärme sehr viel schneller als Luft und wir fangen an zu frieren, weil unser Körper nicht mehr genug Wärme erzeugen kann, um unsere Körpertemperatur zu halten (wir sind eben keine Reptilien).

Ishnaan ist eine yogische Wassertherapie, die das Duschen ausschließlich mit kaltem Wasser nutzt.

Als ich mit Ishnaan begann, fiel es mir anfangs sehr leicht. Es war Sommer und auch am Morgen war es schon angenehm warm. Selbst das kalte Wasser aus der Dusche war temperiert und erst nach einiger Zeit merkte ich, wenn das kalte Wasser kam, das in der Nacht außerhalb des Hauses im Rohr war – dann wurde es kälter. Da ich aber ohnehin immer ein eher warmes Körpergefühl habe, war mir schon am Anfang die Abkühlung immer sehr angenehm.

“Great things never come from comfort zones.”

Penny Oleksiak

Im Herbst und Winter ändert sich das dann allerdings. Wenn man aus dem warmen Bett kommt, das Bad ist nur überschlagen, und man spürt das erste kalte Wasser über die Füße laufen, stellt man sich intuitiv außerhalb des Duschstrahls. Ich habe irgendwann bemerkt, dass ich darauf wartete, bis das Wasser wärmer wird, wie ich es noch vom Warmduschen gewohnt war. Das nützt nur nichts bei kaltem Wasser. Je länger du es laufen lässt, desto kälter wird es. 😉

Deswegen ist es gut, wenn du jetzt im Sommer startest, dann wird der Herbst und Winter leichter.

Vorteile von Duschen mit Kaltwasser

Ich gebe zu: Ishnaan ist nicht gerade „kuschelig“, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber es ist wie mit so vielem: Wenn du dich mal dran gewöhnt hast, ist es einfach herrlich. Hier ein paar rationale Gründe, die für das Duschen mit kaltem Wasser sprechen:

Selten krank durch besseres Immunsystem

Eine niederländische Studie von 2015 mit 3000 Teilnehmern zeigte, dass die „Kaltduscher“ 29 % weniger krankheitsbedingte Fehltage hatten. Wenn die Teilnehmer zusätzlich zur Kaltdusche noch regelmäßig Sport machten, verringerten sich die Fehltage sogar um 54 %. Durch den Kältereiz wird die Produktion von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) angeregt, die für die Bekämpfung von Krankheiten wichtig sind. Dies stärkt das Immunsystem.1

Zentrales Nervensystem und Depression

Hier möchte ich einfach auf diese Studie „Adapted cold shower as a potential treatment for depression“ verweisen.

Verbesserung der Durchblutung

Kaltes Wasser führt primär dazu, dass sich die Blutgefäße unter der Haut verengen. Ebenso verengen sich auch die Adern durch die Ausschüttung von Noradrenalin. Das Herz muss stärker pumpen, um das Blut durch die verengten Adern zu pressen. Wenn du ein gesundes Herz hast, stärkt das deinen gesamten Blutkreislauf. Falls du ein Thema mit dem Herzen hast, sprichst du bitte vorher mit deinem Heilpraktiker oder Arzt. Wenn die Kälte des Wassers aufhört und du dich mit einem warmen Tuch abrubbelst, steigt die Durchblutung der Haut gleich wieder an, weil sich die Adern unter der Haut weiten. Dieses Training der Blutgefäße wird auch in der Kneipp-Therapie verwendet, nur dort mit abwechselnden Warm- und Kaltgüssen.

Wie praktiziere ich Ishnaan

In den Schulungsunterlagen haben wir in der Yogalehrer Ausbildung gelernt, dass man sich vorher mit Mandelöl einreibt. Ich mache das nicht, denn dafür fehlt mir einfach die Zeit am Morgen und außerdem vertrage ich Öl auf der Haut überhaupt nicht. Ich habe das Gefühl, dass es meinen Körper zusätzlich aufheizt.

Immer gleichmäßig, langsam und tief atmen – das ist der Trick!

Bevor ich mit dem kalten Wasser starte, werde ich mir bewusst, dass ich die ganze Zeit gleichmäßig langsam und tief atmen werde: kein Luftanhalten, kein Pressen. Dann lasse ich das kalte Wasser zuerst über die Füße und die Hände laufen. Wenn ich das Gefühl habe mein Körper hat sich nach dem ersten Reiz beruhigt, gehe ich nach oben d. h. Waden und die kompletten Arme. Über die Oberschenkel und die Genitalien das Wasser direkt nur kurz laufen lassen.

Nach den Armen stelle ich mich komplett unter den Wasserstrahl, wobei ich am Kopf nur das Gesicht dusche. Nach einigen Minuten verwende ich eine gute Pflanzenseife aus dem Biomarkt wie z. B. die Aleppo-Seife für die Reinigung der Füße, Achseln und wo nötig. Alles andere bekommt nur kaltes Wasser. Zur Rückfettung lasse die Aleppo-Seife ca. 2 Minuten auf der Haut, damit die Öle der Seife in die Haut einziehen können. Anschließend kaltes Wasser, um die Seife abzuwaschen und dann genieße ich noch mal je nach Jahreszeit für 1 – 5 Minuten das kalte Wasser. Zum Schluss mit einem flauschigen trockenen Handtuch abrubbeln, bis auch wirklich die ganze Haut trocken ist. Dann rasch anziehen, damit sich dein Körper wieder erwärmen kann.

Dann ist da noch die Frage mit der Starttemperatur des Wassers. Sollst du gleich kalt anfangen oder eher lauwarm und dann langsam kalt herunterregeln. Ich kenne einige Yogis, die fangen eher lauwarm an und regeln dann runter, bis das Wasser ganz kalt ist. Für mich ist das nichts – ich finde es noch schlimmer, als wenn ich gleich kalt starte. Aber ausprobieren solltest du es für dich auf alle Fälle.

Du duschst nicht kalt bzw. sprichst vorher mit deinem Heilpraktiker/Arzt, wenn du Schwierigkeiten mit dem Herzen bzw. Kreislauf hast. Frauen sollten während der Menstruation und der Schwangerschaft nicht kalt duschen. Das Gleiche gilt, wenn es dir nicht gut geht, du eine Erkältung kommen fühlst oder schon eine Grippe hast. Kurier Erkältungen und Grippen immer wirklich lang und gut aus. Wenn dir kalt ist, musst du etwas Erfahrung haben, um zu wissen, ob eine kalte Dusche dir jetzt hilft. Manchmal ist es einfach besser, heute warm zu duschen und deinen Körper nicht zusätzlich zu stressen.

Wenn mir kalt ist, ich spüre, dass eine Erkältung kommt oder ich sie schon habe, mein Bauch mal grummelt, mache ich Ishnaan Pause. Konsequent. Das ist dann einfach nichts für mich. Wenn ich wieder fit bin, freue ich mich auf die Erfrischung! Wenn du täglich kalt duschst, hält der positive Effekt auch über Wochen der Pause. Keep cool sozusagen. 😉

„Natural water has always held the magical power to cure.”

Rodger Deakin

Kalt duschen – mein Resümee

Ein Leben ohne Ishnaan ist zwar möglich, aber für mich nicht mehr vorstellbar. Kalt duschen stärkt mein Nervensystem spürbar: Ich bleibe einfach ruhiger. Für meine Haut ist es ebenfalls viel besser. Früher hatte ich beim Duschen mit warmem Wasser immer wieder das Problem, dass ich schon während des Duschens oder kurz danach gleich wieder mit Kratzen angefangen habe (Neurodermitis).

Das ist beim kalten Duschen überhaupt nicht der Fall. Ich habe das Gefühl, dass die Haut einfach geschlossener, weniger offenporig ist und dadurch besser geschützt ist. Hinzu kommt natürlich noch der Effekt, dass durch warmes Wasser der Fettschutz der Haut eher abgetragen wird, als bei kaltem Wasser. Gerade wenn du also trockene Haut hast, solltest du Ishnaan zumindest mal ein paar Wochen testen und schauen, wie es dir geht.

Unser Programm

Wir starten am Mittwoch mit zwei kleinen Aufwärmübungen und machen dann die Kriya „um Stress abzuwerfen“. Sie ist im Vergleich zur letzten Woche körperlich nicht so anstrengend, enthält aber einige Halteübungen für die Arme. Diese können nerven, stärken allerdings auch deine Nerven, sodass du im Alltag nicht genervt bist. Passend dazu die „Meditation für starke Nerven“.

Nach dieser Yogastunde bist du klar, fokussiert und ausgerichtet für das, was da so alles kommt. Du bist und bleibst positiv und ruhig und um dich herum kann passieren, was will. Wir haben ohnehin selten Einfluss auf unsere Umwelt und sollten unsere Umgebung lassen, wie sie ist. Beobachte deinen Gedanken und lass los, wenn du merkst, dass du dir immer wieder über das Verhalten anderer Gedanken machst. Ziehe deine Gedanken zu dir zurück und bleib so lang wie möglich im Jetzt und bei dir. Das bringt dir Kontrolle über deinen Gemütszustand und du kannst deine Gedanken positiv lenken. Schau dir mal meinen Vorschlag für „Dein Frieden – 21 schöne Tage Aktion“ an.

Wenn du Fragen und Anregungen zum Text hier hast, kannst du gern unten einen Kommentar hinterlassen. Wenn dich das Thema interessiert und du deiner Seele, deinem Geist und deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, dann melde dich jetzt einfach spontan bei mir. Ich freu’ mich.

Liebe Grüße – Servus und SAT NAM,

Jürgen Raj Arjan Singh

  1. https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0161749 ↩︎

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