Liebe Yogis! Ich war einigermaßen Baff, als ich in einer Statistik über „Größte Stressfaktoren in Deutschland nach Geschlecht im Jahr 2021“ sah: Der mit 55 % höchste Wert ist der von Frauen, die zu hohe Ansprüche an sich selbst haben. Woher kommt das und wie kann sich das auswirken?
Grundsätzlich haben Frauen in dieser Statistik durchwegs höhere Werte bei der eigenen Stressbewertung, als Männer. Es gibt nur eine Ausnahme bei dieser Statistik, in der Frauen einen geringfügig niedrigeren Wert als Männer hatten: „Schule, Studium und Beruf“.
Der Begriff „Stress“
Der Begriff Stress kommt aus dem englischen und bedeutet „Druck, Anspannung“ und wurde erstmals 1914 im Kontext des 1. Weltkriegs und der Anspannung, die Soldaten ausgesetzt waren, verwendet. Es gibt zwei Arten von Reizen, die zu Stress führen: Eustress und Distress. Während sich der Eustress, auch wenn er öfter auf den Körper einwirkt, positiv auf den Organismus auswirkt (z.B. erhöhte Aufmerksamkeit) sind, die werden die Auswirkungen des Distress als unangenehm, überfordernd und bedrohlich empfunden.
Im Folgenden spreche ich von Distress, wenn ich den Begriff Stress verwenden.
Stress wird nur dann negativ empfunden, wenn er häufig auftritt und kein körperlicher Ausgleich erfolgt (darauf kommen wir später noch). Die Ausschüttung bestimmter Neurotransmitter und Hormone (Adrenalin vs. Noradrenalin, Cortisol aus den Nebennieren) führt zu einer stark erhöhten Anspannung des Körpers. Hält dieser Zustand über längere Zeit an, kann dies von einer Abnahme der Aufmerksamkeit bis in ein Burnout-Syndrom führen.
Mögliche Faktoren
Hier eine kleine Liste von Ereignissen und Themen1, die bei uns Menschen Stress in unterschiedlicher Stärke erzeugen kann, wobei Frauen und Männer nochmal unterschiedlich stark reagieren:
- Tod eines nahen Angehörigen
- Scheidung / Trennung
- dauerhafte Probleme in Beziehungen (Partner, Familie)
- Geldmangel, Schulden
- Große Verantwortung
- Mobbing (Arbeitsplatz, Schule)
- Angst (Versagen, Personen, Überforderung)
- Perfektionismus (da kommen wir auch nochmal drauf)
- Reizüberflutung
- …
Viele dieser Themen finden ihren Ursprung in falschen Glaubenssätzen, die wir übernommen haben oder selbst entwickelt haben. Diese Glaubenssätze führen dich immer wieder zu neuen Situationen, da die alten Programme immer weiter wirken. Gerne helfe ich dir dabei, die für dich nervigsten Themen anzusehen, aufzulösen und damit neue positive Wege in deinem Leben gehen zu können. Meld dich einfach bei mir!
Die Statistik
Die Statistik “Größte Stressfaktoren in Deutschland nach Geschlecht im Jahr 2021“2.
Symptome
Die BARMER listet folgende Symptome aus ihren eigenen Daten auf:
- Muskeln und Skelettsystem: Schmerzen in der Schulter-, Nackenpartie, was oft auch zu Spannungskopfschmerzen Punkt 5. führt. Auch unterer Rücken und Arme.
- Atemtrakt: Kurzatmigkeit, schneller Atem bis hin zu Asthma.
- Herz-Kreislauf: dauerhaft erhöhter Blutdruck mit der Gefahr eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls.
- Magen, Darm, Verdauung: Magenschmerzen, Verdauungsschmerzen wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung. Ev. Übergewicht durch zu schnelles Essen.
- Spannungskopfschmerzen
- Reproduktionssystem
Mögliche Ursachen
Tod eines nahen Angehörigen
Beim Tod eines nahen Angehörigen spielt das Glaubenssystem der Hinterbliebenen, finde ich eine zentrale Rolle. Es kann einem trotz des riesigen Lochs, das durch den Verlust eintritt, einen gewissen inneren Rahmen und Stabilität geben. Mir fällt gerade das “Buch vom Leben und vom Sterben“3 von Satya Singh ein, das hier vielleicht dem einen oder anderen, vor allem wenn er einen yogischen Hintergrund hat, vielleicht helfen kann.
Dauerhafte Probleme in Beziehungen
So schön es ist, wenn eine Beziehung läuft und dir Kraft, positives Feedback und Liebe gibt, so extrem nervig sind Beziehungen, wo es immer wieder oder dauernd Hick-Hack gibt. Wenn ich mich mit Freunden treffe, dann kann es schon mal Themen wie viel Arbeit, eine Erkrankung in der Familie usw. geben, aber Ärger mit dem Partner ist eigentlich immer das nervigste und frustrierendste. Wenn es privat in der Beziehung nicht läuft, kann man sich auch vom Job zu Hause nicht mehr erholen, weil dort die nächste Baustelle wartet.
Gerade bei Beziehungsproblemen hilft es so sehr, wenn man vorher schon immer wirklich gut auch über Themen und Probleme respektvoll sprechen kann und NICHT davon läuft und nur noch abschätzig über den einst geliebten Partner abzieht. Der Partner zeigt einem so sehr, wo man selbst seine Themen hat und vielleicht einfach nicht hinsehen will, weil man denkt, dass da nix is.
Wenn du dich dauerhaft über jemand oder etwas ärgerst, dann ist es deinem Körper – Geist – System nicht klar, dass es um jemand anderen geht. Dieser Ärger ist für dich dein Ärger, dein Stress. Es richtet sich primär und einzig gegen dich! Deswegen lass los. Es führt zu nichts.
Perfektionismus
Bei der Recherche zum Thema Perfektionismus fand ich diese sehr informative Seite von Ulrike Bossmann.
Ursachen
- Perfekter Körper
- Perfekt im Job
- Perfekte Beziehung
- Drahtseilakt: liebevolle Mutter und Tochter, leidenschaftliche Partnerin, kompetente Mitarbeiterin
Wenn dich diese oben aufgeführten Ursachen für Perfektionismus ansprechen, solltest du dir auch die ganze Seite bei ihr durchlesen. Für mich war das wirklich erhellend.
Hohe Ansprüche an sich selbst
Die 55 % bei den Frauen in dieser Kategorie hat mich persönlich als Mann schon zum Nachdenken gebracht. Vor allem, weil der Prozentsatz bei Männern gerade mal 36 % ist. Wieso legen Frauen an sich selbst so eine hohe Messlatte? Meine Partnerin meinte: „Das ist die multiple Belastung durch Job, Familie, Partnerschaft!“. Frauen möchten wie Männer einen guten Job machen, eine liebevolle Mutter mit Zeit für die Kinder sein und eine tolle begehrenswerte Partnerin sein.
Ein spannendes Bild über die Situation und Motivation von Frauen im Hinblick auf Beruf und Familie in Deutschland ab den 1950ern findet sich in diesem Aufsatz der Bundeszentrale für politische Bildung über die “(Verordnete) Emanzipation? Frauen im geteilten Deutschland“4. Der Beitrag beleuchtet viele historische Facetten sehr nüchtern und informativ und hilft dir vielleicht auch gewisse Absichten der Politik zu erkennen.
Der Ausgleich
Am Anfang dieses Beitrags stand: „Stress wird nur dann negativ empfunden, wenn er häufig auftritt und kein körperlicher Ausgleich erfolgt.“ Aus meiner Sicht ist Kundalini Yoga nicht nur ein körperlicher Ausgleich, sondern es stärkt auch dein Nervensystem (Parasympathikus). Ein starkes Nervensystem hilft dir, mit psychischer Belastung viel ruhiger umgehen zu können und du kommst nicht gleich in Resonanz. Du erkennst vielmehr auch, um was für eine Situation es sich gerade (oder schon wieder) handelt und kannst mit dieser Übersicht viel klarer Lösungswege skizzieren.
Die BARMER schreibt zum Thema Stress und Entspannungsmethoden „Menschen, die regelmäßig Yoga praktizieren, finden außerdem leichter in den Schlaf, fühlen sich weniger gestresst und leiden seltener unter Depressionen oder Angstzuständen.“
Schöner kann ich es nicht sagen!
Die Übungsreihe
Unsere Übungsreihe heißt „Schüttle Stress ab und entdecke deine Stärke“. Sie ist, nach den herausfordernden Kriyas der letzten beiden Wochen, körperlich leichter und dennoch sehr wirkungsvoll. Im Anschluss werden wir auf alle Fälle Zeit haben, für eine Meditation oder für Mantra singen, das ich mit dem Harmonium begleiten werde.
Wenn du Fragen und Anregungen zum Text hier hast, kannst du gern unten einen Kommentar hinterlassen. Wenn dich das Thema interessiert und du deiner Seele, deinem Geist und deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, dann melde dich jetzt einfach spontan bei mir. Ich freu’ mich.
Liebe Grüße und Sat Nam,
Jürgen Raj Arjan Singh
- https://de.wikipedia.org/wiki/Stress ↩︎
- https://de.statista.com/statistik/daten/studie/282578/umfrage/umfrage-zu-den-groessten-stressfaktoren-im-alltag-nach-geschlecht/ ↩︎
- https://www.satnam.de/de/das-yoga-buch-vom-leben-und-vom-sterben-satya-singh.html ↩︎
- https://www.bpb.de/themen/deutschlandarchiv/286988/verordnete-emanzipation/ ↩︎