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Liebe Yogis! Das 4. Chakra heißt im Sanskrit Anahata, auf Deutsch Herzchakra und es steht für Liebe und Mitgefühl. Das Anahata Chakra liegt zwischen den Chakren des unteren Dreiecks, die für die Erde stehen und den Chakren des oberen Dreiecks, die für den Himmel stehen. Wenn du in den unteren Chakren aufgeräumt hast, kannst du den Weg über Anahata ins Wir, in die Liebe gehen.

Anahata heißt übersetzt so viel wie „unverletzt und ungeschlagen“. Wenn du das Gefühl hast, dass doch jeder alte Verletzungen hat und jeder die Situationen kennt, wo es nicht mehr weiterging, ist das ein guter Moment, dass du dir das als Stichpunkt notierst. Nimm dir die nächsten Tage und Wochen immer wieder Zeit, fühl in die Situation und schau, ob du schon vergeben, verzeihen oder so viel Liebe in die Situation oder dir senden kannst, damit du loslassen kannst. Liebe, Verzeihen und Loslassen sind zentrale Punkte im Anahata Chakra

Über Chakren

Im Beitrag über das 1. Chakra findest du alle Basisinformationen über die Chakren.

Anahata und das Tattva Luft

Tattvas sind in der yogischen Philosophie so etwas wie Grundbausteine, aus denen alles besteht. Es gibt in unterschiedlichen Yogatraditionen auch unterschiedlich viele dieser Bausteine. Im Kundalini Yoga kennen wir 5 Haupt-Tattvas. Diese sind unterschiedliche Eigenschaften zugeordnet. Das Tattva Luft wird auch Vayu-Tattva genannt. Es steht für die sogenannten „Winde“ im Körper: Prana, Apana, Ayana, Udana und Samana.1

Informationen zum 4. Chakra: Anahata

Hier kurz einige kompakte Informationen:

ThemaBeschreibung
Farbegrün oder rosa
ElementLuft
SinnTastsinn
OrganeBrustkorb, Herz, Lungen, Brustwirbelsäule, Arme, Hände, Zwerchfell, Thymusdrüse, Schultern (können aber auch vom 5. Chakra beeinflusst werden)
Diese Informationen beruhen auf yogischen Kenntnissen – nicht westlicher Anatomie o.ä.

Ausgeglichenes 4. Chakra

Die Themen des Herzchakras sind bedingungslose Liebe, Mitgefühl, Geben und Annehmen, Vergebung und Verzeihen, Heilen, Toleranz,

Liebe, Mitgefühl und Tolerant

Wenn dein Anahata Chakra ausgeglichen und energetisiert ist, hast du Liebe für dich und andere. Es ist sehr wichtig, dass du auch liebevoll zu dir selbst bist und du nicht nur für andere da bist. Dies gilt besonders, wenn du dazu neigst, dich für andere „aufzuopfern“. Aufopfern hat mit dem 4. Chakra nichts zu tun, denn Menschen, die sich aufopfern, machen dies oft nicht aus freien Stücken, aus reiner Liebe. Sie führen in Wirklichkeit Buch, was sie alles für jemand getan haben. Das ist eine Art Kredit, aber keine Schenkung von Herzen.

Wenn du also etwas für jemand anderen in Liebe gibst und Ja sagst, pass auf, dass du nicht gleichzeitig Nein zu dir selbst sagst. Die Liebe des Anahata hat auch nichts mit dem Sakralchakra zu tun. Die Liebe des Anahata Chakras ist subtil, d.h. feinstofflich.

Mitgefühl ist, wenn du mit jemandem und seiner Situation mitfühlen kannst, dich in ihn hinein fühlen kannst. Mitfühlen „verkleinert“ den anderen nicht, sondern er bleibt dir ebenbürtig – ihr seid absolut gleichwertig. So kannst du auch Mitgefühl für deine eigene aktuelle Situation haben, ohne in die Handlungsunfähigkeit des Mitleids zu geraten. Mitleid nimmt dir und anderen die Gleichwertigkeit. Wenn du dich oder andere bemitleidest, nimmst du dir und anderen etwas. Das Verhältnis wird asymmetrisch. Der eine hat mehr, der andere hat weniger. Deswegen achte immer darauf, dass dein Gefühl anderen gegenüber von Mitgefühl geprägt ist.

Wenn du Liebe und Mitgefühl für dich und andere in dir hast, kannst du auch tolerant sein. Tolerant bedeutet nicht, dass dir alles egal ist, was andere tun. Du kannst nur jemand leichter lassen, wenn er sich im Rahmen gewisser ethischer Maßstäbe bewegt. Tut er das nicht, kannst du das bei einem gut energetisierten Herzchakra aber auch direkt ansprechen. Liebe, Mitgefühl und Toleranz bedeuten nicht, dass dir alles egal ist oder du alles schluckst. Du bist liebevoll, authentisch. Lass den anderen – lass dich. Kümmere dich um dich, dann kann sich der andere auch verändern., weil er dir Themen nicht mehr spiegeln muss!

Geben und Annehmen

Geben ist seliger denn Nehmen“ heißt der alte Bibelspruch und er meint, dass es uns Menschen sehr viel gibt, ja wir sogar einen Zustand völligen Glücks erreichen (selig sind), wenn wir jemanden unterstützen oder ihm helfen. Dies ist besonders dann schön, wenn es uns sehr leicht fällt, wenn wir jemandem dienen können und ihm helfen, wenn er es möchte. Wenn du allerdings Dinge tust, um die dich niemand bittet, dann sei nicht sauer, wenn dir jemand sagt, dass er dein Geben nicht möchte. Geben und Aufdrängen sind zwei Paar Stiefel.

Genauso wichtig ist es aber, dass du darauf achtest, dass auch du dir Gutes tust oder du Unterstützung und Liebe von anderen annehmen kannst. Auch wenn sich solche Sprüche toll anhören – es ist nie gut, wenn du viel gibst und sich das für dich einfach nicht gut und ausgewogen anfühlt. Es ist auch nicht gut, wenn du dich deswegen schlecht fühlst, dass du gefühlt zu wenig geben kannst. Alles in dir und der ganzen Schöpfung ist auf Ausgleich ausgelegt. Jeder Potenzialunterschied in der Physik oder Elektrotechnik, jedes Ungleichgewicht in deinen Emotionen, möchte sich ausgleichen – das ist natürlich.

Vergeben und Verzeihen

Jemandem eine Schuld zu vergeben bedeutet nur, ihn von einer Rückzahlung, einem Ausgleich, freizustellen, d.h. auf den Ausgleich zu verzichten. Wenn du von jemandem verletzt wurdest und du ihm vergibst, sagt das nur, dass du den Auslöser zu den Akten legst. Es heißt nicht, dass du das Thema in dir völlig befriedet hast. Die Situation ist nicht ausgeglichen. Oft ist es so, dass du noch über Monate und Jahre einen Groll gegen den anderen hegst. Das ist aber gar nicht gut für dein Herz und deine Kraft, denn Groll schadet dir meist viel mehr, als dem anderen (an dem die ganze Geschichte vielleicht sogar komplett vorbeiging).

Wenn du jemandem verzeihst, lässt du deinen Groll und den Wunsch einer Strafe oder eines Ausgleichs gegen den anderen gut sein. Groll, Ablehnung und Bedauern gehören zu den „Großen 3“ und es ist z.B. im ThetaHealing essenziell, dass du diese Themen befriedest und abschließt. Es geht dabei nicht um den anderen, sondern um dich. Erst wenn du den Groll und die Wut gehen lässt, bist du wieder wirklich frei und kommst in deine Kraft und in einen wahren tiefen Frieden. Andernfalls bist du fremdbestimmt, weil deine Energie beim anderen ist.

Störung des 4. Chakra

Hier eine Liste von Eigenschaften, die, wenn sie über längere Zeit andauern, auf eine Störung des Anahata Chakras hindeuten: Trauer, Gier, Verbitterung, Hass, Wut, Eifersucht, Verschlossenheit, leicht verletzt, abhängig von Aufmerksamkeit und Liebe anderer, Angst vor Ablehnung, Helfersyndrom, Herzlosigkeit. Wenn du mal einige Tage oder Wochen in einem dieser Gefühlszustände hängst, ist das je nach Anlass kein Thema, aber wenn dass du das nicht loslassen kannst, solltest du dir Zeit dafür nehmen und ggf. Hilfe holen.

Körperliche Themen des Anahata Chakras sind Herz- u. Lungenprobleme und Schwierigkeiten mit dem Blutdruck. Hier geht’s nicht darum, dass das natürlich auch medizinische Ursachen haben kann, aber wenn du Themen in deinem Leben nicht lösen oder loslassen kannst, geht die yogische Philosophie davon aus, dass sich alle mentalen Störungen eines Tages körperlich zeigen.

Dein Körper, dein Geist, deine Seele „sprechen“ ja mit dir, aber wann und wie oft nimmst du dir Zeit, auf sie zu hören? Erst wenn wir ein körperliches Problem haben, das uns lahmlegt, geben wir überhaupt mal Ruhe. Wenn du in der Ruhe dann auch mal zuhörst, was dir dein Gesamtsystem sagt, kommst du schon richtig weiter. Vielleicht benötigt unser Körper eine Email-, Instagram- oder YouTube-Schnittstelle, um darüber einen Warnclip abzuspielen, wenn’s zu viel wird. Dabei kommt der Warnclip ganz reell daher, in Form einer Krankheit. Ja, das hätte jetzt auch nicht sein müssen, eine Meldung hätte doch gereicht. Aber was ist, wenn man die Warnmeldung immer nur wegdrückt oder wegwischt?

Heilung für dein Anahata Chakra

Die yogische Philosophie wie auch ThetaHealing gehen davon aus, dass dauernde Überforderung, Spannungen, Ärger und nicht aufgelöster Groll usw. auf Dauer krank machen. Diese ganzen „Phänomene“ zeigen uns ja schon vorher die ganze Zeit an, dass etwas nicht ganz stimmt. Wenn wir das immer weiter ignorieren wird unser Körper eines Tages anfangen, darauf zu reagieren.

Ich kenne viele Arbeitskollegen, die über Jahre Schlafstörungen o.ä. haben, so wie ich es jahrelang hatte. Ich hatte damals keine Idee, was ich tun sollte, außer: „Gehen Sie an die frische Luft, treiben Sie Sport!“. Man nennt das Ausgleich. In Teilen kann Sport schon unterstützend helfen, aber wenn ich am nächsten Tag wieder Stress und Ärger in der Arbeit habe, geht alles wieder von Neuem los. Das nennt man Hamsterrad. Wenn ein Hamster in einem Rad im Kreis rennt, denkst du dir vielleicht „Typisch Hamster. Die sind eben so und wissen es nicht besser!“. Aber sind wir wirklich „schlauer“?

Wir machen jeden Tag so viel, von dem wir wissen, dass es nicht gut für uns ist. Zu viel Stress, zu wenig Zeit in der Natur, keine Zeit, damit du einmal am Tag in dich selbst hineinhörst. So rauscht die Zeit dahin und du fragst dich, wer du wirklich bist. Ein Hamster im Rad?

Überleg mal, was du tun würdest, wenn du mehr Zeit für dich hättest und weniger Zeit für andere Dinge benötigen würdest. Würdest du mehr für dich tun? Was würdest du genau machen? Unser Leadtrainer in der Yogalehrer Ausbildung sagte mal: „Wenn dein Leben kein Ziel hat, wird es ein Irrweg. Du brauchst ein Ziel, auf das du dich ausrichtest.“ Was könnte dieses Ziel bei dir sein?

Du kannst alle Themen (zu Problemen bewerten wir sie selbst) mit dir und in dir ändern, damit dein Leben so wird, wie du es möchtest. Dazu musst du aber erst mal herausfinden, was du wirklich möchtest und dann den Entschluss fassen, dass du dich darauf ausrichtest. Wenn du das angehst, wird alles andere automatisch folgen.

Ist dein Leben alternativlos? Nein, nur wenn du das glaubst und nichts änderst!

Wie kannst du dein Anahata Chakra stärken

Stell dir mal die Frage, was du schon lange gerne für dich machen möchtest und geh das konkret an. Ignorier einfach zuerst alles, was dein negativer Mind dazu sagt, d.h. was da alles dagegen spricht und schreib dir auf, was dir an der Idee so richtig gefällt. Stell dir das vor, wie das ist! Mach das täglich mehrfach und schwelge in diesem Gefühl. Damit manifestierst du deine Realität.

Die Einwände gehst du in der Planung konstruktiv an, um sie zu lösen, und oft lösen sie sich auch von selbst, denn deine Manifestation „regelt das“ sehr oft ganz allein. Mach dir einen Plan zur Umsetzung. Halte an dem Plan auch fest, wenn es Stolpersteine gibt. In der Arbeit lösen wir den ganzen Tag Stolpersteine und setzen unsere Ziele um. Schau, was du schon alles gemacht hast. Tu es für dich! Du wirst sehen, wie sehr das dein Herz heilt und dich wieder mit dir und einem Glücksgefühl verbindet.

Typische Kundalini Yoga Übungen, um dein Anahata Chakra zu stärken, sind: Yoga Mudra, Katze-Kuh, Kamelritt, Sufikreise und alle Pranayama-Übungen.

Heilung durch das Mantra “Hummee Hum, Brahm Hum”

Am Herzchakra ist auch mein absolutes Lieblings-Mantra im Kundalini-Yoga thematisch lokalisiert. Du kannst es aber auch für dein Vishudda Chakra (Kehlchakra) und dein Ajna Chakra (Stirnchakra) verwenden:

“Humme Hum, Brahm Hum”

Übersetzt bedeutet es so viel wie „Die Verbindung des Einzelnen mit allem auf der Erde. Die Erfahrung der Verbindung mit dem Himmel“. Verkürzt wird es auch oft mit „Wir sind wir, wir sind eins!“ übersetzt. Auch wenn Yoga primär ein wunderbares Werkzeug für den Einzelnen ist, wieder in seine Kraft und seine wahren Fähigkeiten zu kommen, so sind wir doch alle miteinander verbunden, weil wir alle Teil einer wunderbaren Schöpfung sind.

Es gibt so schöne Vertonungen dieses Kundalini-Yoga Mantras. Ich liebe die Versionen von „Mirabei Ceiba“, „Gurucharan Khalsa, Gurusangat Singh“ und die, leider viel zu kurze, von „Hansu Jot“.

Zusammenfassung

Dein Anahata Chakra gibt dir so viel Herzlichkeit für dich und andere, dass dein Leben einfach schöner ist. In schwierigen Situationen hilft dir dein Manipura Chakra, um durch die Situation mit Energie zu kommen, aber meist bringt dich dein Herzchakra mit Liebe, Mitgefühl und Toleranz sehr viel leichter weiter. Auch wenn du über lange Zeit Energie durch Groll und Wut an „alte Geschichten“ bindest, kann dir dein Herzchakra helfen, zu vergeben und dann auch zu verzeihen.

Im Buddhismus wird gelehrt, dass Freude und Liebe dann in dein Leben kehren, wenn du loslässt – in allem. Wenn du negative Energien an andere Menschen bindest, belastet dies nur dich selbst. Du bist nicht der Richter, der über Gut und Böse richtet. Lass los und nimm die Freiheit, Kraft und Liebe wieder zu dir zurück und heile. Du machst nicht alles richtig, andere auch nicht. Versöhne dich mit dir und lass andere ihren Weg gehen. Loslassen ist auch das große Thema des Sahasrara oder Scheitelchakras.

Wähle die Liebe zu dir! Dann hast du sie auch für andere. 😉

Unser Programm

Wir starten mit einer Aufwärmreihe für dein Herz und deine Lungen. Die Kriya heißt „Goldenes Herz“ und stärkt und gleicht alle Aspekte deines Herzzentrums aus. Die Meditation „Ruhiges Herz“ beruhigt dein Herz und wischt Schleier davon. Zum Abschluss werden wir noch das „Guru Ram Das“ Mantra singen, das ich mit dem Harmonium begleiten werde. Wahe Guru! Der Guru bist du, denn nur du kannst dich aus dem Dunkel ins Licht bringen.

Wenn du Fragen und Anregungen zum Text hier hast, kannst du gerne unten einen Kommentar hinterlassen. Wenn dich das Thema interessiert und du deiner Seele, deinem Geist und deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, dann melde dich jetzt einfach spontan bei mir. Ich freu’ mich.

Liebe Grüße — SAT NAM,

Jürgen Raj Arjan Singh

  1. https://wiki.yoga-vidya.de/Prana_Vayu ↩︎

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