Liebe Yogis! „Mögen hätt‘ ich schon wollen, aber dürfen hab’ ich mich nicht getraut.“ lautet der bekannte Spruch von Karl Valentin. Jeder von uns kennt diesen Zwiespalt: Wir haben Wünsche, Ideen und Träume und trauen uns aus lauter „Rücksicht“ auf andere nicht, sie umzusetzen, weil wir vor der Reaktion oder Kritik Angst haben. Auf der anderen Seite wünschen wir uns so sehr, dass unsere Liebsten ihr Leben nach ihren Vorstellungen leben und sich in Freiheit und Mut verwirklichen – auch wenn wir dabei stellenweise den Kürzeren ziehen. Wir alle wünschen uns also für unsere Liebsten etwas, was für uns selbst scheinbar unmöglich ist, was uns nicht zugestanden wird?
MlKYM = Meine liebsten Kundalini-Yoga-Mantras
Die aktuelle Playlist mit allen Mantras aus dieser Reihe von Blogartikeln über Mantras im Kundalini-Yoga findest du hier.
Das „Chattr Chakkr Vartee Mantra“ und Mut
Gibt es in deinem Leben einige Dinge, die du unbedingt tun möchtest? Dinge, die du noch nie gemacht hast, die aber auf dich vielleicht schon seit Jahren eine starke Anziehung ausüben? Der Spruch „Mögen hätt‘ ich schon wollen, aber dürfen hab’ ich mich nicht getraut.“ erinnert dich daran, dass du weißt, was du tun willst, aber du dich nicht traust, weil du Angst davor hast, was jemand dazu sagt. Dein Gefühl sagt dir, dass der andere es ablehnt, ja damit dich ablehnt. Der andere sagt dir nicht, dass er das nicht tun würde (weil es ihn nicht interessiert), sondern er spricht dir ab, dass es das Richtige für dich ist.
Vielleicht lehnt er es aus ganz persönlichen Gründen ab, weil du, während du das machen würdest, weniger Zeit für andere Dinge hast und der andere somit mehr zu tun hat. Würdest du das im umgekehrten Fall machen? Wenn ja, dann verbinde dich jetzt mit deinem Mut. Erzeuge einen meditativen Raum und frage dich „Wo ist mein Mut?“ und warte die Antwort ab – egal, wie lang es dauert. Sei neugierig, auf die Antwort. Wenn du die Antwort bekommst, dass du nicht mutig bist, dann frag mal nach, wann das aufhörte und warum? Vielleicht kannst du das Thema oder die Verletzung mit der buddhistischen Mediation auf Mitgefühl sogar selbst lösen.
Wenn du aber die Antwort bekommst, dann du mutig bist, dann frag mal nach, warum du dich dann bei diesem konkreten Thema so schwertust, für dich einzutreten. Liegt es vielleicht gar nicht an jemand anderen, sondern an dir? Verbinde dich, und lass deinen Mut von der Schöpfung verzehn- oder verfünfzigfachen und schau dir an, wie es sich jetzt anfühlt.
Dein Leben bietet dir so viele Möglichkeiten, aber nur eine sehr begrenzte Zeit, in der du gewisse Dinge tun kannst. Ich habe in einem anderen Blogartikel schon mal von „In Freiheit verbunden“ geschrieben. Du kannst dein ganzes Leben so verbringen, dass andere möglichst keine Missbilligung an deinem Leben finden und du vielleicht sogar (am Ende) stillen Applaus dafür bekommst. Alle leben ein wunderbares Leben, weil du funktionierst, wie es für alle am bequemsten ist.

Am Ende sitzt du da und fragst dich hoffentlich noch, ob du dein Leben wirklich genutzt hast. Du fragst dich, ob du dieses Geschenk wirklich wie ein Kind freudestrahlend ausgepackt und dich von Herzen darüber gefreut hast und jeden Tag, jeden Monat und über all die Jahre damit Freude hattest. Oder hast du dein Geschenk brav in die Ecke gestellt und nicht damit gespielt, weil jemand anderer gesagt hat, dass dieses Geschenk doof ist und du dieses und jenes machen sollst, weil das wichtiger ist.
Hast du dich dadurch vom Spielen mit deinem Lieblingsspiel abhalten lassen? Hast du eines Tages aufgehört, dein eigenes Leben zu leben, weil andere dieses so nicht akzeptieren konnten – Menschen, die sagen, dass sie dich lieben? Mir fällt gerade das Buch von Chuck Spezzano „Wenn es verletzt, ist es keine Liebe“ ein.
„Liebe ist der Wunsch, dass es dem anderen besser geht als einem selbst.“ – Unbekannt
Dieser Spruch gilt, aber auch für dich. Wir brauchen für unser Leben nicht nur den Wunsch nach Freiheit, sondern auch den Mut, für unsere Wünsche, Vorstellungen und Träume einzutreten – auch dann, wenn es nicht alle toll finden und uns zum Ziel unserer Träume tragen. Ein Kind schreit und weint, wenn es etwas nicht machen darf und es den Sinn dahinter nicht versteht. Frag dich mal, wann du das letzte Mal ganz tief in dir innerlich geschrien und geheult hast, weil du dein Leben einfach nicht so leben kannst, wie du möchtest. Nimm’ dir jetzt ruhig etwas Zeit und hör in dich rein, was kommt.
Jetzt bist du erwachsen und es geht immer noch nicht? Am Anfang musstest du groß werden, lesen, schreiben und sonst was lernen und mit der Schule fertig werden. Und dann die Ausbildung und dein Studium abschließen. Danach war es wichtig, im neuen Job in der neuen Firma Anerkennung und Stabilität aufzubauen. Ja und dann kam dein Partner und die Kinder. Und natürlich kam dann auch noch die Wohnung oder das Haus und die Urlaube und die Klassenausflüge der Kinder und das neue Auto. Und du rödelst weiter und weiter, weil du auch noch Teamleiter werden willst (Kariere, Anerkennung, „Karotte“) und weil du dann mehr Geld und Möglichkeiten hast.
Dafür sieht dich deine Familie kaum noch und du „besänftigst“ sie mit noch tolleren und teureren Geschenken und einem noch schöneren Urlaub. Und dann studieren die Kinder und bis sie fertig sind, kannst du deine Stunden auch nicht reduzieren, weil dein Mann plötzlich auch noch arbeitslos wurde. Jetzt bist du kurz vor der Rente, deine Kinder sind aus dem Haus und dein Mann sagt dir, dass er doch nicht mit dir in einem Wohnmobil durch die Welt fahren will. Das Ganze ist ihm einfach zu stressig, und zu Hause ist es doch wirklich viel gemütlicher.
Eines Tages kannst du keine weiten Strecken mehr fahren und dann ist es dafür auch zu spät. Du sitzt vor dem Fernseher und siehst anderen beim Leben zu – immer noch. Gratulation!
Es gibt im Leben tausend Gründe, warum etwas gerade mal wieder nicht geht. Ohne den Mut in dir Lösungen zu finden, neue Wege zu gehen, Themen und Wünsche anzusprechen und Alternativen zu entwickeln, damit du deine Träume wahr werden lässt, wird die Ent-Täuschung (das Ende der Täuschung) am Ende riesengroß. Du solltest nicht so lange warten, bis alle „total grün“ rufen, du den Segen bekommst und du endlich losdarfst.
Mir fällt gerade ein Song ein, den ich Anfang 20 unendlich oft in meinem alten Mercedes-Benz 200D (w123) bei offenem Stahlschiebedach gehört habe und der hier einfach passt: „It’s my life“ von Talk Talk und der Text in deutscher Übersetzung.
It’s my life, don’t you forget
In einem der Kommentare unter dem Lied steht: „I’m 67 sat with a tinnie and whiskey chaser watching this on iPad and headphones remembering better times with a tear in my eyes.“
Es gibt Frauen, die mit 45 noch ein Kind bekommen, die mit 60 noch eine andere Sprache lernen und auch mit 70 noch in andere Länder fahren, um sich mit Menschen dort im Café in deren Sprache zu unterhalten. Die mit 80 noch einen Computerkurs machen, Bücher schreiben, eine Reise nach Australien machen und ihrem Partner sagen, dass er gerne allein vor dem Fernseher weiter leben kann, sie selbst aber das echte Leben wählt. Solche Männer gibt es übrigens auch.

Dein Leben ist so unendlich kostbar: „Hau rein!“, und „Lebe mit Mut!“
„Chattr Chakkr Vartee Mantra“ Vertonungen
Von diesem Mantra gibt es nur einige Vertonungen weniger Künstler. Von allen gefällt mir seit Jahren nur eine wirklich, die mich tief in der Seele berührt, und das liegt nicht allein daran, dass eine Klarinette wunderbare Läufe zur Melodie spielt (mit großem Dank und Herz für meine verstorbene Klarinettenlehrerin Karin Hurle). Nirinjan Kaur singt dieses Mantra mit ihrer leicht rauchigen Stimme voller Gefühl und einer klaren tiefen Verbindlichkeit. Es ist wie die Stimme der Seele: liebevoll und klar.
Das „Chattr Chakkr Vartee Mantra“ von Nirinjan Kaur auf YouTube.
Und auf Spotify.
Mantra Text
Chattra chakkra varti, chattra chakkra bhugte.
Suyambha subhang sarbdaa sarab jugte.
Dukalang pränasi däalang sarupe.
Sada jang(e) sange abhangang bibhute.
Die „e“ in Klammern gehören eigentlich nicht zum Wort, werden aber mitgesprochen.
„Chattr Chakkr Vartee Mantra“ Übersetzung
4 Ecken der Erde, 4 Himmelsrichtungen – Alle für immer durchdrungen von Dir.
Dein Licht – Deine Liebe – Deine Schönheit – finde ich als Deine Zeichen in mir.
Deine heilenden Hände erlösen die Schmerzen vom geboren werden und Sterben.
Deine Kraft wird stets in uns pulsieren – während wir zu Dir hinwachsen werden.
Herkunft:
Übersetzung aus „Mantras im Kundalini Yoga“ von Sat Hari Singh. Es ist ein wunderbares kleines Buch, das praktisch alle Mantras, die wir im Kundalini-Yoga verwenden, enthält. Es gibt dir Informationen über den Wortlaut der Mantras, eine Übersetzung und zusätzliche Informationen über die Bedeutung und ihre Herkunft.
Was das Mantra für mich bedeutet
Bei dieser Version des Mantra von Nirinjan Kaur muss ich immer an den Kundalini-Yoga-Unterricht bei meiner ersten Kundalini-Yogalehrerin Katja im Lichtpunkt denken. Kundalini-Yoga war für mich komplett neu, und ich spürte die Spannung zwischen „seltsames Zeug“ und „wie wunderbar“ ganz stark in mir. Mein Verstand und meine Seele sprachen und fetzten sich intensiv miteinander. Dieses Yoga wies mir aber schon nach wenigen Stunden den Weg zu meiner seit Jahrzehnten tief vergrabenen Seele, die traurig war, weil ich sie ignorierte. Sie trauerte, weil ich mir keine Zeit für sie nahm und ein Leben auf „Vernunft“ aufbaute.
Vernunft verbindet dich aber nicht mit deiner ganz eigenen Kraft. Ein Leben in Vernunft scheint uns Klarheit und Halt zu geben, aber ohne wahre Liebe und der liebevollen leisen Stimme unserer Seele. Vernunft hilft uns in einigen Bereichen unseres Lebens, aber wenn wir unsere Seele und unser Herz ignorieren, werden wir zu vernünftigen, gefühllosen, harten Humanoiden, die genauso alles glauben, wenn man ihnen nur die „richtigen Fakten“ präsentiert. Wenn du also vielleicht nicht an die Stimme deiner Seele glaubst, frag dich mal: Woran glaube ich so alles, von dem ich heute denke, dass es stimmt, über das man in 50 Jahren den Kopf schüttelt?
Die Schönheit des „Chattr Chakkr Vartee Mantra“ half mir, eine Idee von einem anderen Jürgen zu bekommen. Jede Kundalini-Yogastunde brachte mich ein Stück näher an meine alte Liebe und Kraft – die Kraft, die meine Seele nährt, die mir Sinn, Hoffnung und Mut gibt, die Energie in allem, was ist: die Schöpfung.
Kaum ein Mantra berührt mein Herz und meine Seele so tief wie dieses in der Version von Nirinjan Kaur.
Unser Programm
Um deinen Mut und deine Kraft für dich einzutreten zu stärken, werden wir dein Nabelchakra stärken. Nur wenn du für dich eintreten kannst und das auch tust, kannst du dein Leben für dich gestalten. Du wirst damit nicht zu einer menschlichen Planierwalze, sondern zu einem Menschen, der sich mag und den anderen mögen, weil er für sich eintritt und dennoch für andere da ist, weil Geben und Nehmen in dir gut austariert ist. Wie sollen deine Kinder und andere Menschen in dir ein Vorbild erkennen, wenn sie nur sehen, dass Vater, Mutter oder Freund zu sein bedeutet, immer nachgeben zu müssen, damit alle anderen vermeintlich glücklich sind?
Als Meditation machen wir die „Chakkar Chaluni Kriya“, die dir hilft, Furcht zu überwinden und dich wieder mit deinem Mut verbindet. Und Mut hast du, denn ohne Mut wärst du nicht so weit gekommen!
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Liebe Grüße — SAT NAM,
Jürgen Raj Arjan Singh